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  04.06.2020 | Packaging

Der Grüne Punkt: „Umfassendes Marktversagen bei Recycling“

Zum Tag der Umwelt 2020 fordert die Duales System Deutschland GmbH – Der Grüne Punkt, die Kreislaufwirtschaft in Deutschland und in Europa gezielt zu fördern.  

„Zurzeit geschieht genau das Gegenteil: Der Markt kollabiert. Der extrem niedrige Ölpreis und die Folgen der Corona-Pandemie gefährden massiv alle Erfolge und Bemühungen, Plastik zu recyceln und im Kreislauf zu führen“, warnt Michael Wiener, CEO von Duales System Deutschland, und fordert gleichzeitig: „Deutschland sollte seine EU-Ratspräsidentschaft nutzen, um sich für die Entwicklung der Kreislaufwirtschaft bei Kunststoff einzusetzen.“

Bedingt durch den Shutdown steigen die Abfallmengen aus Privathaushalten an: Im Gelben Sack bzw. der Gelben Tonne finden sich seit März 2020 etwa 10 Prozent mehr Verpackungsabfälle. Zwar fallen gleichzeitig weniger Abfälle in Gewerbe und Industrie an, weil viele Betriebe kurzarbeiten und ihre Produktion gedrosselt haben. Doch die Mengen an Kunststoffverpackungen nehmen zu. „Es wird aus hygienischen Gründen mehr verpackt und Restaurants konnten zeitweise Speisen nur noch zur Abholung anbieten – natürlich in Plastik verpackt“, betont Wiener.

In dieser wichtigen Phase aber versagt der Markt für Recycling und Rezyklate, so der Grüne Punkt-Chef. Ein extrem niedriger Ölpreis mache Kunststoff, dessen Preis sich schon seit Jahren auf Talfahrt befindet, noch billiger – die Kosten für die Herstellung von Rezyklaten aber hängen von anderen Faktoren ab. Zudem sei es bisher nicht gelungen, die Produktion auszuweiten und damit über Skaleneffekte billiger zu machen.

Kunststoffrecycling ist immer noch ein Nischengeschäft. Und eine Reihe von Abnehmern von Recyclingkunststoffen hat laut Mitteilung die Produktion heruntergefahren, weil sie in der Krise ihre Produkte nicht mehr loswurden. „Der Markt für Recyclingkunststoff sollte rasant wachsen. Das erfordern der Klimaschutz und die Lösung der Plastikkrise, die für eine gigantische Verschmutzung der Umwelt sorgt. Stattdessen droht dem Recycling eine Abwärtsspirale, die alle bisher erzielten Erfolge vernichten könnte“, sagt Wiener.

Der Grüne Punkt fordert die Politik daher auf, der Kreislaufwirtschaft für Kunststoff endlich den Durchbruch zu verschaffen: „Natürlich sind Airlines schicker als Recyclinganlagen – trotzdem sollten auch sie nicht vergessen werden, wenn es um Schutzschirme für bedrohte Wirtschaftszweige geht“, mahnt Wiener konkrete Maßnahmen für durch Corona gefährdete Betriebe an.

„Wir erleben ein umfassendes Marktversagen. Recyclingkunststoff spart bis zu 50 Prozent der Treibhausgasemissionen, die durch neuen Kunststoff erzeugt werden. Rezyklateinsatzziele, die für bestimmte Produktgruppen zu erreichen sind, würden den Absatz von Rezyklaten massiv fördern. Ab Juli 2020 übernimmt die Bundesregierung die EU-Ratspräsidentschaft – eine gute Gelegenheit, entsprechende Maßnahmen voranzubringen.“

www.gruener-punkt.de