23.08.2010

Auswertung von 160 Studien: Zuckersucht ist ein Ernährungsmärchen

Die Hypothese, Zucker könne süchtig machen, hält einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand. Professor David Benton von der Swansea Universität in Großbritannien nahm alle gängigen Hypothesen und davon abgeleitete Vermutungen unter die Lupe. Er wertete 160 Studien aus und fand keinerlei Bestätigung. Damit wird die vermeintlich existierende Zuckersucht ins Reich der Ernährungsmärchen verwiesen. Dies meldet jetzt der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. (BDSI) in seinem Informationsdienst "Süsse Facts".

Wie es in der Mitteilung heißt, enstammt die Hypothese, Zucker könne auch Menschen körperlich abhängig machen, Versuchen an Ratten. Diesen hatten Forscher zwölf Stunden lang kein Futter gegeben und anschließend Laborfutter sowie wahlweise eine Zuckerlösung in unbegrenzter Menge angeboten. Nach einem Monat zeigten die Tiere Anzeichen einer Sucht. Sie nahmen beim ersten Angebot von Nahrung große Mengen an Zucker auf, was als „Fressanfall“ eingeordnet wurde. Spezielle Medikamente, die bei Drogensüchtigen Entzugserscheinungen auslösen, wirkten auch bei den Tieren entsprechend. Die Wissenschaftler folgerten daraus, dass diese Beobachtungen an den Tieren auch Rückschlüsse auf den Menschen, zumindest auf Übergewichtige und Patienten mit einer sogenannten Binge Eating Disorder (einer Essstörung mit periodischen Heißhungeranfällen), zuließen.

Professor David Benton wollte dies genau wissen und überprüfte eine Vielzahl an Studien, um herauszufinden, ob die Hypothese und daraus abgeleitete Vermutungen durch Forschungsergebnisse am Menschen gestützt werden.Sein Fazit: „Keine der auf Grundlage des Tiermodells aufgestellten Hypothesen hinsichtlich einer Zuckersucht bestätigt sich für den Menschen.“

Darüber hinaus erwies sich auch der negative Einfluss von Zucker und Übergewicht als nicht haltbar. Wenn eine Sucht nach Zucker ein bestimmender Faktor für das Körpergewicht wäre, müsste es eine Verbindung zwischen dem Zuckerverzehr und dem Übergewicht geben. Viele Studien zeigen auch hier das Gegenteil: Eine Ernährung mit einem hohen Anteil an Energie aus Zucker geht mit einem niedrigeren Körpergewicht einher.

Aufgrund seiner Überprüfung mahnt Professor David Benton zur Vorsicht bei der Übertragung von Ergebnissen aus dem Tiermodell auf den Menschen und vor voreiligen Schlüssen. Tierversuche könnten lediglich dazu dienen, Hypothesen zu entwickeln, die aber in jedem einzelnen Fall anhand von Erkenntnissen aus Humanstudien überprüft werden müssten.

www.suessefacts.de/wissenschaft/wpd_moderne_ernaehrung/

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