01.09.2016 | Packaging

Leitfaden für mehr Sicherheit bei der Verpackung

Die Veröffentlichungen der Stiftung Warentest zu den Adventskalendern im Jahr 2012 und weitere Angriffe durch NGOs, aber auch die Thematik BADGE bezüglich der Innenaus­kleidung von Konservendosen haben die Lebensmittelindustrie sensibilisiert. Seit diesen ­Ereignissen rückt das Verpackungsmaterial verstärkt in den Fokus.

Doch es sind auch die Weichmacher oder das Benzophenon, das als Fotoinitiator in UV-Härtungs-Anwendungen wie etwa Tinten und Beschichtungen in der Druckindustrie Verwendung findet, deren Einsatz immer wieder kritisch in den Medien aufgegriffen werden.
Das französische Handelshaus Groupe Casino fasste einige Auditergebnisse aufgrund von Befragungen zusammen, die manche Lücken im Bereich Verpackungslösungen aufzeigen. Sie verdeutlichen, dass das Thema häufig bei der Risikobewertung nicht in dem Maße im Vordergrund steht, wie es wünschenswert wäre. Immer wieder war zu hören, dass die genutzten Verfahren mit den vorgesehenen Verpackungen konform ablaufen und alles adäquat sei, da eine Zertifizierung nach IFS ­(International Featured Standards) Foods vorliegt. Dabei wird verkannt, dass der IFS-Standard nur einen klar begrenzten Bereich umfasst.

 

Schwachstellen erkennen
Durch die durchgeführten Audits wurden einige Schwachstellen offenbar, die im Bereich eines unzureichend durchgeführten HACCP-Konzepts (= Hazard Analysis Critical Control Point oder zu Deutsch: Risiko-Analyse kri­tischer Kontroll-Punkte) oder einem fehlenden Monitoring der Lieferanten und zu geringen Verpackungsspezifikationen liegen. Hinzu kommen Mängel der Verpackungshygiene: Viele Be­­fragte waren verwundert, dass auch Verpackungen über eine Haltbarkeitskennzeichnung verfügen. Bezüglich dieser Mängel wurden anschließend konkrete Korrekturmaßnahmen benannt: Rückverfolgbarkeit, Spezifikationen für Lieferanten, Schulung eines Mitarbeiters und interne Verfahren für Verpackungen. Erkannt wurde ebenso das Verbesserungspotenzial, das in den Bereichen Monitoring, Analysen und Konformität von Spezifikationen liegt.
Um das Feld der Verpackung ziel­gerichtet anzugehen, wurde der IFS-Food-Verpackungsleitfaden erstellt. Er bietet eine Hilfestellung und Unterstützung zur Umsetzung der Anforderungen des IFS Food zur Produktverpackung. Der Leitfaden richtet sich primär an die Lebensmittelindustrie und in zweiter Linie an die Hersteller von Lebensmittelverpackungen sowie an weitere Beteiligte wie Auditoren und Zertifizierungsstellen.


Lösungsansätze ermitteln
Des Weiteren soll der Leitfaden zum Verständnis der IFS-Food-Anforderungen auch in vor- und nachgelagerten Bereichen (Zulieferer, Verpackungsmittellieferanten, Lebensmittelhandel etc.) beitragen, was eine Klärung der Verantwortlichkeiten in den verschiedenen Bereichen einschließt.
Im Leitfaden ist eine Risikomatrix zu finden (siehe Abbildung), mit deren Hilfe es möglich ist, das jeweilige Risiko zu ermitteln, um dann mit dem Verpackungslieferanten eine Lösung zu finden. Jeder Anwender muss hierbei seine eigene Risikomatrix für sich erarbeiten. Kleinere Firmen sollten sich, um den Erfolg zu sichern, mit weiteren Unternehmen zusammenschließen und auch mit dem Einzelhandel oder Retailer gemeinsam die Wünsche und Anforderungen kommunizieren. So kann der Verpackungslieferant die Befindlichkeiten nachvollziehen und entsprechend handeln.
Damit kann die Prüfung gut gelingen, ob der Verpackungslieferant in der Lage ist, sichere Produkte zu den miteinander vereinbarten Spezifikationen zu liefern.

 

Dr. Jörg Häseler