01.07.2017 | Packaging
adapa Holding GesmbH

„Neue Verpackungslösung bietet logistische Vorteile“

 

Die Schur Flexibles Group ist auf flexible Verpackungslösungen spezialisiert. sweets processing sprach mit CEO Jakob Mosser und COO Christian Kolarik über den Ausbau der Gruppe ­sowie die jüngsten Verpackungsinnovationen, die auf der interpack vorgestellt wurden.

Bis 2012 war Schur Flexibles eine Division des dänischen Ver­packungskonzerns Schur International A/S. Dann übernahm die Berliner Private-Equity-Gesellschaft Capiton die Mehrheitsanteile an der Schur Flexibles Group in Wien, die gemeinsam mit Schur International und dem CEO Jakob Mosser neu gegründet wurde. Im Vorjahr erwarb die Fonds-Gesellschaft Lindsay Goldberg die Anteile von Capiton und ist seither Mehrheitseigentümer der Gruppe.

sweets processing: Herr Mosser, die Schur Flexibles Group wurde in wenigen Jahren aufgebaut. Nach welchem Konzept geschah dies?
Jakob Mosser: In den ersten fünf Jahren bestand unsere Arbeit darin, Firmen im Bereich Flexible Packaging zu identifizieren und zu erwerben, die hochspezialisiert sind, jeweils auf ihrem Gebiet Technologieführerstatus genießen und im Verbund strategisch einen Sinn ergeben. Dieses Center-of-Excellence-Konzept hat uns in kürzester Zeit zu einem attraktiven und kompetenten Partner im Bereich der flexiblen Verpackung gemacht. Unser aktueller Claim „The Flexible Packaging Pioneers“ trifft es auf den Punkt: Zu unseren Hauptansprüchen zählt, Kundenwünsche und -bedürfnisse zu antizipieren. Wenn dann die Zeit reif für neue Lösungen ist, wollen wir diese bereits parat halten.

sp: Dafür haben Sie erheblich in Forschung und Entwicklung investiert.
Christian Kolarik: So ist es. In unserem kürzlich eröffneten PackScience Center im Allgäu setzen wir auch Anlagen unserer Kunden für Forschung und Entwicklung ein. Wir können an diesem perfekt ausgestatteten Ort umfangreiche Tests mit den Produkten unserer Kunden vornehmen und Seminare – von Einführungsschulungen bis hin zu ganz speziellen Themen – durchführen. Das neue PackScience Center versetzt uns in die Lage, Entwicklungen noch besser voranzutreiben und schneller zur Marktreife zu gelangen. Unsere Kunden haben das bereits erkannt: Die Nachfrage war von Anfang an sehr hoch.

sp: Sie haben kürzlich das nieder­ländische Unternehmen Zwart übernommen. Was versprechen Sie sich davon?
Mosser: Der Zukauf des Spezialisten Zwart war unsere Reaktion auf ein stark verändertes Kundenverhalten. In unserer Industrie haben sich die Lieferzeiten dramatisch verkürzt – in manchen Marktsegmenten von zehn auf nur etwa zwei bis drei Wochen. Gleichzeitig sinken die Auftragsgrößen erheblich, von etwa 30.000 Laufmetern auf durchschnittlich unter 10.000 Laufmeter. Unsere Kunden müssen offenbar viel häufiger Design­wechsel vornehmen, um permanent Aufmerksamkeit zu erzeugen.
Unsere Antwort auf diese Anforderungen im Tiefdruck, Flexo- und Offset-Druck-Bereich liefert Zwart. Innerhalb kürzester Lieferzeiten lassen sich hier mit Technologien, die exakt auf diese Bedürfnisse eingestellt sind, kleine Losgrößen realisieren. Um Synergien zu erzeugen, werden wir zukünftig bei Zwart die passenden Aufträge bündeln – auch, um an anderen, nicht optimal auf kleinere Produktionsumfänge ausgerichteten Produktionsstätten die Kapazitäten für andere Aktivitäten freizumachen.

sp: Auf der interpack waren Sie mit einem breiten Spektrum an innova­tiven Lösungen vertreten. Welchen Stellenwert hat die Fachmesse für die Schur Flexibles Group?
Mosser: Wir beobachten, dass die Welt auf dem Verpackungsmarkt immer weiter zusammenwächst. Neuerdings orientiert sich der US-amerikanische Markt beispielsweise stärker an europäischen Verpackungstrends. Statt Riesenverpackungen sind nun auch dort zunehmend Verpackungen für kleinere Haushaltsgrößen gefragt, die sich durch einen höheren Con­venience-Grad und mehr Funktionalität auszeichnen. Die interpack ist die Messe mit dem höchsten Anteil an internationalen Kunden, ein Forum für globale Verpackungsideen – und damit für die Schur Flexibles Group eine enorm wichtige Veranstaltung.

„PrimaPak ist eine echte Innovation, die wir in Europa vertreiben werden“

sp: Welche Highlights haben Sie in Düsseldorf präsentiert?
Mosser: Eine echte Alleinstellung nehmen wir im Hologrammdruck ein. Hier sind wir der einzige Anbieter, der Folien mit dreidimensionalen Hologrammstrukturen ohne den Einsatz von Druckfarben realisieren kann. Auf dieses patentierte Verfahren, das die holografischen Effekte mithilfe von Lichtbrechung erzeugt, hat sich un-ser dänisches Unternehmen Danapak Flexibles spezialisiert.

Kolarik: Wir haben außerdem in Kooperation mit dem amerikanischen Hersteller Clear Lam, der das Patent hält, PrimaPak vorgestellt – eine echte Innovation, die wir in Europa vertreiben werden. Das Besondere daran: PrimaPak kombiniert die Stabilität von Rigid-Packaging-Lösungen mit den logistischen Vorteilen von Flowpacks. Damit lassen sich besonders standfeste Verpackungen – teilweise in Kombination mit Hartfolien – in allen möglichen Größen und Formen sowie ganz vielfältigen Oberflächen realisieren. Die Verpackungen überzeugen durch ein breites Spektrum an Wiederverschlussmöglichkeiten, sind sehr gut bedruckbar und bieten vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten, etwa durch Fenster auf der Front der Verpackung oder den ebenfalls bedruckbaren Seitenteilen.
Gleichzeitig bietet PrimaPak eine Reihe logistischer Vorteile. Dies fängt beim Material an, das auf einer flexiblen Rolle angeliefert wird. Die fertigen Verpackungen sind gut stapelbar und sorgen insgesamt für eine optimale Regalausnutzung. Durch ihre hohe Standfestigkeit lassen sie sich besonders aufmerksamkeitsstark aufrechtstehend präsentieren. PrimaPak eignet sich damit ausgezeichnet für Süßwaren aller Art.

Mosser: Wir sind überzeugt davon, dass PrimaPak das Potenzial hat, herkömmliche Rigid-Lösungen wie Kartons abzulösen. Auch zum Standbeutel bietet das Verfahren eine echte Alternative, denn diese neigen dazu, bei zunehmender Größe und granularem Inhalt leicht abzuknicken, was Logistik und Präsentation erschwert. Mit PrimaPak kann man diese Probleme umgehen. Die Umsetzung des Verfahrens ist in der Regel auf vorhandenen Maschinen möglich. Anlagen neuerer Bauart lassen sich nachträglich modifizieren.

sp: Ein wichtiges Thema, das ebenfalls die Branche beherrscht, ist die Forderung nach besserer Recyclingfähigkeit, respektive mehr Nachhaltigkeit, in der Herstellung von Verpackungen. Wie positioniert sich Schur Flexibles hier?
Mosser: Wir meinen, dass es die Pflicht von Verpackungsanbietern ist, sich bereits bei der Herstellung von Verpackungen darauf zu konzentrieren, die Wertstoffeinbringung zu reduzieren. Derzeit wird in der EU diskutiert, Vorgaben und Verordnungen rund um Recyclingfähigkeit & Co. weiter zu verschärfen. Ganz gleich, was da in Zukunft kommen mag: Mit flexiblen Verpackungen können wir unseren Kunden extrem moderne und zukunftssichere Lösungen bieten, denn unsere Produkte zeichnen sich durch ein besonders geringes Gewicht aus und verfügen damit über einen echten Vorteil gegenüber allen anderen Verpackungsarten.
Innovative Ideen für ein verbessertes Recycling von Verpackungsmaterialien zu entwickeln, ist jedoch nur die eine Seite. Noch viel wichtiger ist es, Verpackungen zu entwickeln, die den Produktschutz weiter verbessern und damit massiv dem Verderb entgegenwirken, um die Verschwendung von Lebensmitteln zu vermeiden. Darin sehe ich im Hinblick auf die Nachhaltigkeit die Hauptaufgabe unserer Branche. •
 

Die Schur Flexibles Group
Die Schur Flexibles Group mit Hauptsitz in Baden bei Wien und rund 1.400 Mitarbeitern hat sich auf innovative, hochwertige und maßgeschneiderte Hochbarriere-Verpackungslösungen für die Lebensmittel-, Tabak- und Pharma-Industrie spezialisiert. Mit ihrer integrierten Wertschöpfungskette von Extrusion über Druck und Kaschierung bis hin zur umfangreichen Beutelerzeugung erwirtschaftet die Gruppe aktuell einen Umsatz von etwa 350 Mio. Euro. Damit gehört sie zu den Top-10-Unternehmen der Branche in ­Europa.
Die Gruppe umfasst zwölf Unternehmen mit europaweit 14 Produktionsstätten, die hochspezialisiert sind und auf ihrem jeweiligen Gebiet Techno­logieführerstatus genießen. Dieses Center-of-Excellence-Konzept macht die Gruppe zu einem attraktiven und kompetenten Partner für Kundenunternehmen ausgewählter Branchen.

 
 
 
 

http://www.schurflexibles.com