01.09.2017 | Ingredients
Georg Lemke GmbH & Co. KG

sp-Portrait: Nicht nur auf Marzipan fokussiert

 

Seit über 115 Jahren produziert das Berliner Traditionsunternehmen Georg Lemke Marzipan, Persipan und Nougatmassen. Der Firmensitz befand sich ursprünglich in Kreuzberg. 1968 expandierte der Betrieb und zog in die heutige Produktionsstätte im Ortsteil Britz um. Seit 2016 etabliert die Firma ein neues Angebot an Glasuren.

Von Dr. Jörg Häseler

Bekannt ist das Unternehmen ­Georg Lemke GmbH & Co. KG, das heute von Geschäftsführer Sven Hell geleitet wird, zwar vor allem für die Herstellung von Marzipan, doch verbirgt sich hinter dem Firmennamen eine weitaus größere Produkt­vielfalt. Einen besonderen Service für die Kunden stellt die Entwicklung maßgeschneiderter Lösungen dar. „Bei all unseren Produkten werden Individualität und Qualität groß geschrieben“, betont der Lemke-Chef.
Die Qualitätssicherung beginnt bereits vor dem Betreten des Werksgeländes: Ein großes Schild am Eingang mit der Aufschrift „No peanuts allowed“ ist kein Scherz. Der Grund liegt vielmehr darin, dass auf dem Gelände vorrangig Mandeln und Haselnüsse verarbeitet werden. Somit dient das Schild als Hinweis auf den Verzicht jeglicher erdnusshaltiger Produkte. Da Erdnüsse für ihre hochallergene Wirkung bekannt sind, werden Mitarbeiter und Besucher dazu angehalten, die Erdnussfreiheit auf dem gesamten Areal sicherzustellen. Das Bewusstsein für Qualität ist eine Grundeinstellung, die von jedem Mitarbeiter getragen wird, denn Sven Hell, der die Firma in dritter Genera­tion leitet, hat sich zum Ziel gesetzt, den Kundenwünschen jederzeit zu entsprechen.
Das Produktspektrum der Berliner umfasst nicht nur ein breites Sortiment an Marzipanvariationen, sondern geht weit darüber hinaus. Ha-selnüsse und Mandeln bilden den Hauptrohstoff für die Vielzahl der angebotenen Produkte. Von der ganzen Mandel und Haselnuss bis hin zu Hobeln, Stiften, Hack und Grieß hat sich das Unternehmen einen Namen in der Präparate-Herstellung erarbeitet.

Glasuren sind neu im Produktprogramm

Wer es lieber süß und schmelzend mag, greift zu den Nougatprodukten. Unterschiedliche Röstgrade ermöglichen dabei feine, aber entscheidende Geschmacksunterschiede. Weniger bekannt, aber inzwischen eine der Hauptproduktionslinien, ist die Herstellung von Füllmassen, wobei Nussnougat- und Schokoladencreme zu den Klassikern zählen. „Mandel-, Joghurt-, Kokos- und Milchcreme ergänzen unser Angebot und erfreuen sich wachsender Beliebtheit“, merkt Sven Hell an. Er fügt hinzu: „Generell stagniert der Absatz von Marzipan, und auch der Bereich Persipan bietet kaum Steigerungspotenzial, auch wenn es Zeiten gab, in denen es aufgrund von Frostbedingungen in der Türkei und ausbleibender, beziehungsweise stark reduzierter Erntemengen Engpässe bei Aprikosenkernen gab.“ Eine Schwierigkeit bleibe vor allem das nicht positiv besetzte Image des Persipans, das bei den Verbrauchern als Ersatzprodukt für Marzipan wahrgenommen werde.
Folglich setzt die Geschäftsführung auf Füllmassen. „Innovationen müssen entwickelt werden, um weiterhin erfolgreich am Markt agieren zu können“, so das Credo des Firmenchefs. Seit 2016 neu im Portfolio sind Glasuren, die nunmehr die Produktgruppe der Füllmassen ergänzen. Aufgrund der seidig glatten Konsistenz der Schokoladenmassen sind diese für Eis- und Gebäckspezialitäten besonders gut geeignet.
Produkte nach Maß anbieten zu können, bedeutet, den ganzheitlichen Prozessen und Anforderungen der Kunden zu entsprechen. Dabei geht es nicht allein um die Weiter-verarbeitung und Anwendung der Lebensmittel, sondern auch um die Einhaltung internationaler Standards in der Lebensmittelindustrie. Im Zuge der Qualitätssicherungsmaßnahmen kann Lemke mit mehreren Zertifizierungen aufwarten: IFS 6, DIN ISO 14001:2004, DIN EN ISO 50001:2011, Organic (EU-Bio), Organic-Suisse, RSPO, SMETA, Kosher, UTZ Kakao.
Das Familienunternehmen fertigt alle Produkte in der Hauptstadt. Deutschland bildet mit 75 % den Hauptabsatzmarkt, 20 % der Produkte gehen in europäische Länder und 5 % nach Asien. Gerade dieser Markt ist sehr stark im Kommen, insbesondere Japan und Süd-Korea. Den asiatischen Kunden und Verbrauchern schmeckt Marzipan, doch wissen sie meist nicht, wie es sich weiterverarbeiten lässt. An dieser Stelle muss oft noch aufklärerisch gewirkt werden. Asiatische Abnehmer werden sehr gern gesehen, weil sich wie bei fast jedem Süßwarenhersteller – egal, ob Halbfabrikat oder Endprodukt – das Russland-Embargo in den Wirtschaftszahlen bemerkbar gemacht hat.
Dem Thema Palmöl und -fett konnte sich auch Lemke nicht entziehen. Vor allem der öffentliche Druck aufgrund von Verbraucheranfragen, aber auch gesundheitliche Aspekte spielten bei der Entscheidungsfindung eine Rolle, da die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) im Mai 2016 entsprechende Aussagen in einer Stellungnahme zu Schadstoffen in Pflanzenölen getroffen hat. Generell wurden viele Rezepturen umgestellt, und das Unternehmen, das seit 2010 Mitglied der RSPO (Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl) ist, verwendet nur entsprechend zertifizierte Palmöle.

Investitionen in moderne Produktionsanlagen

Für die Herausforderungen des Lebensmittelmarktes ist Lemke sehr gut gerüstet. Derzeit wird verstärkt in neue Produktionsanlagen und Technologien zur Qualitätssicherung investiert: So wurde eine Verleseanlage, die noch mit Fotoerkennung arbeitete, durch ein topmodernes System ersetzt, das Fremdkörper mittels Lasertechnik genauer erfassen und aussortieren kann. Im Bereich Marzipan setzt das Unternehmen auf eine kontinuierliche Inline-Produktion von angewirktem Marzipan. Aktuell werden noch Produktionstests durchgeführt, doch soll die Anlage im dritten Quartal in den Regelbetrieb genommen und in den Produktionsprozess integriert werden.
Gern würde Sven Hell noch intensiver mit kleinen, innovativen Manufakturen zusammen­arbeiten, denn der gegenseitige Wissensaustausch stellt die Basis dar, um neue und ungewöhnliche Kreationen am Markt zu etablieren. Auch zu Maschinenherstellern der Süßwarenbranche bestehen intensive Kontakte.
Sven Hell hat sich darüber hinaus besonders der Ausbildung junger Leute verschrieben. Eine umfassende und fachgerechte Weitergabe von Wissen stellt für ihn die Basis für eine gesunde Zukunft der Einzelnen und der Branche dar. Leider muss auch er, wie viele andere Betriebe, feststellen, dass freie Stellen aufgrund mangelnder Voraussetzungen der Bewerber nicht besetzt werden können. Er lässt nichts unversucht, und so wurde die Firma Lemke für ihr intensives Engagement in der Ausbildungsförderung von der Bundesagentur für Arbeit mit dem offiziellen Zertifikat für Nachwuchsförderung ausgezeichnet.    •
 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 
 
 
 

http://www.lemke.de