28.01.2016 | ZDS
ZDS - Zentralfachschule der Deutschen Süßwarenwirtschaft e. V.

Über den Tellerrand blicken

 

Die ZDS feiert mit spannenden Vorträgen, einer Foyer-Ausstellung und Maschinenvorführung sowie einem glanzvollen Rahmenprogramm das Jubiläum „30 Jahre Inter-Praline“. Das breite Themenspektrum erstreckt sich von den Rohstoffmärkten über Produkt- und Markttrends, Produktion mit neuartigen Inhaltsstoffen und effizienter Technologie bis hin zu Einsparungen und dem Wertschöpfungspotenzial im Verpackungsbereich.

Der internationale ZDS-Kongress Inter-Praline, der sich im Zweijahresturnus mit der Choco Tec abwechselt, ist seit langem einer der erfolgreichsten Schokoladen­events der Zentralfachschule der Deutschen Süßwarenwirtschaft. So kamen zum Jubiläum „30 Jahre Inter-Praline“ im November 2015 mehr als 100 Teilnehmer aus zwölf Ländern zu der dreitä­gigen Veranstaltung in Solingen. Im Juni 1985 hatte zum ersten Mal die Veranstaltung mit dem Titel „Konditorei-Pralinen” in den Räumen der ZDS stattgefunden, wovon auch der Ehrengast Jürgen Burmester aus Würselen, der damalige Vorsitzende des Organisations-Komitees, lebhaft zu erzählen wusste.
Seither hat sich der Kongress zu einer erstklassigen Veranstaltung mit hervorragenden Referaten sowie einer umfangreichen Foyer-Ausstellung mit Maschinenherstellern und Rohstofflieferanten entwickelt, darunter die Unternehmen Bühler, Aasted, Sollich, WDS, Barry Callebaut sowie mittelständische Anbieter wie Gabler, Hans Brunner, Netzsch, OKA, Dr. Ing. Kaupert und LCM Schokoladenmaschinen; aber auch das Kartonunternehmen Stora Enso war mit von der Partie. Standen zur Premiere vor 30 Jahren Themen wie „Kreative Denkprozesse”, „Rationelle Pralinenfertigung“ oder auch die klassische „Verfahrenstechnik” auf der Tagesordnung, so reichte das Spektrum der Referenten diesmal von der Konsum- und Marktforschung über Rohstoffe, Qualitätssicherung, Prozesstechnologie und innovative Verfahren bis hin zu Farben, Färbenden Lebensmitteln und sogar bis zum Verpackungssektor.

Beispiele für Leanmanagement und Optimierungskonzepte
So zollte am Ende Dirk Masuhr vom Verpackungsspezialisten Thimm Consulting den Organisatoren ein großes Lob: „Sie haben für die Inter-Praline wirklich über den Tellerrand geschaut“, sagte der Referent, der anhand von Beispielen aufzeigte, wie die Süßwarenhersteller mit modularen Konzepten den Verpackungs- und Displaybereich vereinfachen und somit Geld sparen können. Und Wilfried Schmahl von Stora Enso Deutschland verwies als Abschlussredner auf die „Wertschöpfungspotenziale durch Verpackungsdesign“. Mit innovativen Faltschachteln könne man die jüngeren Verbraucher inspirieren, um auch klassische Pralinenspezialitäten zu kaufen.
Zuvor hatten hochkarätige Redner aus Wissenschaft und Praxis Einblicke in das Geschehen auf den Märkten und in der Produktion gegeben. So beleuchtete beispielsweise Dr. Gerhard Neuberger von Ferrero das Allergenmanagement in der Praxis beim italienischen Süßwarenkonzern. Diffizile Problemstellungen und mögliche Lösungen präsentierte Volker Sudowe vom IPAL Institut, der zeigte, wie man mithilfe von Leanmanagement und dem Optimierungskonzept Six Sigma Allergene verringern und dadurch die Produktionskosten signifikant reduzieren kann.
Der Themenblock der Technik war ­geprägt von den Ausführungen von Christian Langkraer von Netzsch Feinmahltechnik über „Rework-Kreisläufe in der Süßwarenproduktion“, während André Weins von Winkler und Dünnebier Süßwarenmaschinen (WDS) verschiedene Verfahren zur Herstellung von gefüllten Pralinen gegenüberstellte. Anschließend gab es eine aufschlussreiche Demonstration an der One-Shot-Eintafelanlage ConfecEco, die das Unternehmen WDS seit kurzem der ZDS zur Verfügung stellt.

Bewährte Tech­nologien in Theorie und Praxis
Einen Blick in die Zukunft warf Thomas Lantermann von Mitsubishi Electric Europe mit dem Vortrag über „Industrie 4.0: Bedeutung und Einfluss auf die Produktionstechnik von Schokoladen und Pralinen“. Clouds, Big Data, Stuxnet, Cyber Physical Systems und viele weitere Ansätze werden die Arbeitswelt von morgen drastisch verändern, prognostizierte der Referent, der kurz die entsprechenden Rahmenbedingungen für weltweite Standards wie IoT (Internet of Things), IIC (Industrial Internet Consortium), RRI (Revolution Robot Initiative) oder IVI (Industrial Value-Chain Initiative) vorstellte. „Sie können die Entwicklung persönlich beurteilen, wie es Ihnen gefällt”, warnte der Experte, „doch die Firmen, die nicht mitmachen bei Industrie 4.0, werden sterben.”
Im Rohstoffbereich sprach Susanne Budde Lund von AAK über Alternativen zu Palmfett bei der Herstellung von Pralinen und deren technologische Verarbeitungsfähigkeit, während Arne Pedersen von Palsgaard über die Geschichte, Wirkung und neue Entwicklungen bei den Emulgatoren in Schokolade und Füllungen berichtete. Völlig neuartige Grundstoffe mit funktionellem Hintergrund präsentierte  Itxaso Vazquez von der Firma Vital Solutions. In aufwändigen Fallstudien ermittelte das Unternehmen ausgewählte Wirkstoffe wie Bluenesse® für eine „Brain Chocolate” und CarelessTM, der eine einfache Schokolade  in „Metabolic Choco-Boost” verwandelt. Wie sehr die Menschen heutzutage an neuartigen Produkten und Innovationen interessiert sind, wies Juliette Kuiken von Innova Market ­Insights aufgrund der Neu-Produkt-launches (NLP) der zurückliegenden Monate nach. Dr Robert Kecskes von der GfK Group legte seinerseits den Zuhörern ans Herz, darauf zu achten, wie der gesellschaftliche Wandel das Einkaufsverhalten ändert. Im Vergleich zu den jüngeren „Mobile Digitals” und den älteren „Non-Digitals” seien die „Standard Digitals”, die noch vom PC zu Hause aus ins Internet gehen, die wichtigste Zielgruppe für Pralinenanbieter, die es von den Firmen anzusprechen gelte, so der Marktforscher.

Alte Hohlkörperformen und futuristischer 3D-Druck
Sehenswert war auch das Rahmenprogramm der Inter-Praline. So hatte Michael Lothar Wolf, der Geschäftsführer der Lothar A. Wolf Spezialmaschinen GmbH, eine reiche Auswahl an nostalgischen Blechformen für Hohlkörper mitgebracht. Ein ganz besonderes Highlight war der Auftritt von Christoph Völker (d.sign21) und Florian Horsch (Hype Cask). Sie klärten das staunende Publikum zum einen über den aktuellen Stand der 3D-Drucktechnik auf und zeigten dann im Foyer, wie die viel beschworene künftige Technik der Individualisierung in der Praxis vor sich geht. Auf einem Butterkeks „baute“ der Drucker Schicht für Schicht eine dreidimensionale Figur aus druckfähiger Nougatcreme auf.   

 
 
 
 

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