01.07.2017 | Ingredients
Forum Nachhaltiges Palmöl - FONAP

Palmöl – Fluch oder Segen?

 

Am Thema Palmöl kommt derzeit niemand in der Lebensmittelbranche vorbei. Die Hersteller reagieren sensibel bei Ansprache auf dessen Verwendung und mit neuen Rezepturen sowie der Auslobung „Ohne Palmöl“. Wird dennoch auf Palmöl gesetzt, so versichern die Unternehmen, stamme dies aus nachhaltiger Produktion.

Von Dr. Jörg Häseler

Befeuert wird die Tendenz, auf Palmöl zu verzichten, aufgrund einer Entscheidung der Europäischen Behörde für Lebensmittel­sicherheit vom Mai 2016. Aus dieser geht hervor, dass bei einer nicht korrekten Verarbeitung des Öls krebs­erregende Stoffe entstehen könnten. Es wird besonders hervorgehoben, dass Kinder bei starkem Konsum gefährdet seien. Insgesamt wurden 7.175 Analysedaten zum Vorkommen dieser Stoffe in Lebensmitteln aus 23 europäischen Mitgliedstaaten im Zeitraum zwischen 2009 und 2015 erfasst. Die relevanten Verbindungen Glycidyl-Fettsäureester und 3-MCPDs wurden in Speiseölen und -fetten nachgewiesen.
Damit sind sie auch in Lebensmitteln, die daraus hergestellt werden, wie etwa in Back- und Konditore­iwaren, Schokoladen-Aufstriche, Erdnussbutter sowie in verschiedene Snack-Produkten wie Kartoffel-Chips. Die höchsten Konzentrationen dieser Substanzen finden sich in Palmölen und -fetten. Sie kommen jedoch auch in anderen Pflanzenölen und -fetten vor wie z. B. in Kokosöl und -fett, Walnuss-, Sonnenblumen-, Sojabohnen- und Rapsöl sowie in Margarine.

Große Vor- sowie erhebliche Nachteile

Die Vorzüge des Palmöls für die Lebensmittelindustrie sind offensichtlich. Prof. Simone Peschke von der Berliner Beuth-Hochschule für Technik erläutert: „Palmöl hat einzigartige Eigenschaften: Es ist hitze­beständig und oxidationsstabil, das heißt, es wird nicht schnell ranzig. Das rohe Palmöl ist reich an Vitamin E und ­Carotinoiden. Zudem enthält Palmöl keine Transfettsäuren.” Neben Kokosfett ist es das einzige Pflanzenfett, das bei Raumtemperatur fest ist. Es ist streichfähig und geschmacksneutral. Diese positiven Argumente bestätigt auch das Südwind e. V. – ­Institut für Ökonomie und Ökumene: „Palmöl ist unter allen Ölen das flächeneffizienteste. Angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung mit sich verändernden Konsummustern und des wachsenden Bedarfs an agrarischen Rohstoffen ist Palmöl auf den begrenzten Anbauflächen kaum noch wegzudenken.“
Unbestritten ist jedoch auch die Tatsache, dass die starke Nachfrage zu intensiven Rodungen des Regenwalds in Südostasien geführt hat. So merkt Südwind e. V. an: „Andererseits liegen die potenziellen Anbaugebiete von Palmöl in höchst sensiblen ökologischen Gebieten, und der gängige Anbau als Monokultur birgt eine Menge Risiken und ist begleitet von großen Regenwaldverlusten.
Zu den immensen ökologischen Problemen kommen soziale Missstände wie illegale Landnahmen oder die prekäre soziale Situation, in der sich viele Beschäftigte im Palmölanbau befinden.“ Es muss also bei der Forderung nach einer Alternative bedacht werden, dass dann mehr Flächen bepflanzt werden müssten. So besteht das Dilemma, dass ein Wechsel zu Alternativen wie Raps-, Sonnenblumen- oder Kokosöl nicht zur Lösung der Herausforderung führt – weder ökologisch noch ökonomisch.
Um das Problem in den Griff zu bekommen, propagiert der World ­Wide Fund For Nature (WWF) folgende Lösung: Der Verbrauch muss drastisch gesenkt werden. Um sicher­zustellen, dass das Öl nachhaltiger hergestellt wird, dürften zukünftig nur noch zer­tifizierte Importe erlaubt sein. Dieses Ziel verfolgt die Initi­ative „Forum Nachhaltiges Palmöl“ (FONAP).
Ziel des Forums ist es, „den Anteil an ­segregiertem zertifizierten Palmöl und Palmkernöl oder entsprechender Derivate im deutschen, österreichischen und Schweizer Markt signifikant zu erhöhen und möglichst schnell 100 Prozent segregiertes zertifiziertes Palmöl und Palmkernöl für diese Märkte verfügbar zu machen.“

Das FONAP geht aus einer Initiative der Privatunternehmen Henkel, Rewe und Unilever sowie der Nicht-Regierungsorganisation WWF hervor. Bei dem Forum handelt es sich um einen Zusammenschluss von Privatunternehmen, Nicht-Regierungsorganisationen und Verbänden sowie dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).
Im September 2013 ins Leben gerufen, ist das Forum seit November 2015 offiziell eingetragener Verein, der über die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe finanziell vom BMEL gefördert wird. Mehr als 40 Mitglieder sind aktiv, darunter kleine, mittlere und multi­nationale Firmen aus verschiedenen palmölverarbeitenden Sektoren.
Der Vereinsvorstand setzt sich aus Vertretern der Firmen Kuchenmeister, Rewe, Unilever und Weleda sowie des WWF und des BMEL zusammen. Alle Aktivitäten werden durch die Mitgliedsversammlung beschlossen. Arbeitsgruppen unterstützen die ­Arbeit des Forums und beraten den ­Vorstand. Die Arbeitsgruppen, von denen es derzeit fünf gibt, beruft der Vorstand auf Empfehlung seiner Mitglieder ein. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ) ist für die Koordination des Sekre­tariats verantwortlich. Das Sekretariat unterstützt den Vorstand sowie die Mitglieder bei der Umsetzung der Beschlüsse und berät bei ­allen Fragen rund um das Thema.
Die Initiative setzt sich zudem für die Weiterentwicklung und Verbesserung bestehender Zertifizierungssysteme sowie die Vernetzung mit anderen Nachhaltigkeitsinitiativen und interessierten Unternehmen in Europa ein. Die FONAP-Mitglieder erhalten Beratung und Unterstützung, wenn es um den Bezug von nachhaltigem Palmöl geht. „Mit aktuellen Daten und Statistiken schaffen wir Markttransparenz“, betont Merlin Koene, Vorsitzender des Forums. „In Zukunft wollen wir mit konkreten Projekten auch gezielt Kleinbauern in Entwicklungsländern unterstützen und in die internationalen Wertschöpfungsketten einbinden.“     •

 

FONAP-Mitglieder

Bahlsen, Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie, Care Naturkost, Continental Bakeries Deutschland, Daabon Europa, Dan Cake, DNV GL Business Assurance Zertifizierung & Umweltgutachter, Ferrero Deutschland, Griesson – de Beukelaer, Kaufland Warenhandel, Kneipp, Lorenz Bahlsen Snack-World Germany, NOW Nordische Oelwerke Walther Carroux, OVID Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland e. V.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
 
 
 

http://www.forumpalmoel.org